Windpark Sinzing - Austausch von Argumenten mit der BI Gegenwind

29. September 2017: Pünktlich zum letzten Abgabetermin lieferte eine Abordnung der Bürgerinitiative Gegenwind ein Paket mit 753 Einwänden zur dritten Auslegung des Bauleitverfahrens Windpark Sinzing im Rathaus ab.

„Aus Sicht der Gemeinde können wir inhaltlich noch nichts zu den abgegebenen Einwänden der Bürger aus der Marktgemeinde Nittendorf  mit den Ortsteilen Viergstetten, Haugenried und Thumhausen sagen, wir bestätigen aber, dass insgesamt etwa 800 Einwendungen abgegeben wurden, “ komplettiert Bürgermeister Patrick Grossmann die Information. Dazu gilt zu sagen, dass teilweise bis zu 20 Einwände von einzelnen Bürgern zu den unterschiedlichsten Themen wie Artenschutz, Lärmschutz und Denkmalschutz zusätzlich abgegeben wurden. So summiert sich die Zahl der Einwendungen auf eine derart hohe Anzahl. Beim letzten Abwägungsverfahren im März 2017 waren es noch rund 400 Einwendungen. Aktuell und damals wurden die Stellungnahmen der Bürger zu den unterschiedlichsten Themen mehrfach abgegeben. Unter Berücksichtigung dieser mehrfach abgegebenen Einwände sowie die Berücksichtigung von einzelnen Familienmitgliedern, wie Ehegatten, Kindern und Großeltern blieben damals etwa 90 Einwandführer übrig“.

In einer Pressemitteilung und im Gespräch mit Drittbürgermeister Michael Gaßner anlässlich der Übergabe erläuterten die Windparkgegner ihren Einspruch mit vielfachen Argumenten.

Im Gespräch mit der MZ versuchten Bürgermeister Patrick Grossmann und der Agenda Arbeitskreis Energie die Argumente zu entkräften. Die Firma Ostwind lieferte zusätzlich ergänzende Informationen.

Zur Situation:

BI:  Die drei geplanten Sinzinger Windkraftanlagen befinden sich direkt an der Grenze zur Nachbargemeinde Nittendorf und zum Landschaftsschutzgebiet Paintner Forst und in unmittelbarer Näher der Orte Haugenried, Thumhausen und Viergstetten, an der GVS Irlbrunn, Kelheim.

Firma Ostwind relativiert: „In einem Radius von drei km um das Plangebiet liegen Viehhausen, Haugenried und Thumhausen. Hinzu kommen die relativ kleine Bebauungszonen, Irgertshofen, Viergstetten, Eichhofen, Kohlstadt, Adlstein und Schneckenbach sowie einige Weiler. Die Kleinsiedlungen sind überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Die Nittendorfer Ortsteile Haugenried und Viergstetten liegen jeweils etwa 1,2 km vom Plangebiet entfernt. Der Sinzinger Ortsteil Kohlstadt befindet sich in einer Entfernung von ca. 1,3 km zum Plangebiet, nach Viehhausen beträgt der Abstand etwa 2 km“.

Agenda AK ergänzt, „Die Hauptwindrichtung liegt aber auf der Achse Viehhausen“

BI: Die Windräder machen aus dem großen unberührten Waldgebiet ein Industriegebiet. Martin Scheid von der BI: „Es gibt derzeit über 27 000 Windräder in Deutschland, die zum Teil abgestellt werden, weil sie zu viel Strom produzieren. Wir verkaufen unseren Strom und holen uns teuren Strom aus Österreich zurück. Da die Produktivität der Windräder Sinzing mit Sicherheit nicht gut ist, befürchten wir zukünftig, dass da mal Bauruinen in der Landschaft stehen“. 

Firma Ostwind: „Die dauerhaft während der Betriebszeit benötigte Fläche für Fundament, Kranstell- und Lagerflächen beträgt pro Anlage durchschnittlich 3 100 qm“. „ Von einem Industriegebiet kann man da nicht sprechen“ meint Bernd Zieger vom AK Energie.

Die Windkraft werde, so Zieger, zur schnell regelbaren Netzstabilität benötigt.  Überproduzierte Energie nutzen die Österreicher zum Füllen der Wasserhochspeicher. Das ist mangels der Speichermöglichkeit in der Bundesrepublik so gewollt. An dieser Regelung ist der Europaweite Verbund, aller E-Energieerzeuger auch unter Mitwirkung der Schweiz beteiligt“.

Bauruinen werde es nicht geben. Windenergieanlagen sind für 20 Jahre gerechnet und werden dann, wenn es keine Betriebsverlängerung gibt, zurückgebaut. Die Rückbaukosten dazu sind in den Investitionen bereits enthalten. 

BI: „Bundesregierung und Freistaat halten Windanlagen nur für sinnvoll, wenn mindestens 60 Prozent des sog. Referenzwertes als Ertrag erwirtschaftet werden. Negativbeispiel ist Brenntenberg bei Beratzhausen deren drei Anlagen 2015 nur auf 50 Prozent kamen.

Das Landratsamt fordert seit 2015 für die Anlagen Sinzing die Wirtschaftlichkeit nachzuweisen. Ist bisher nicht geschehen. Alle Untersuchungen beweisen eigentlich, dass bei uns zu wenig Wind herrscht um produktive Windräder zu baue“.

Firma Ostwind: „Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen werden den Kaufinteressenten im Rahmen von Vermarktungsgesprächen vertraulich bereitgestellt. Wir beabsichtigen eine Bürgerenergiegesellschaft zur gründen sowie die örtlichen Energiegenossenschaften BERR und die Agenda 21 der Gemeinde Sinzing einzubinden“. Beim Standort in Sinzing handelt es um eine durchschnittliche 61,3 % Standortqualität gemäß EEG 2017“.

BI: Die Gemeinde Sinzing will im dritten Anlauf den Windpark schaffen. Auf die Einwände der Bürger aus Nittendorf und Sinzing ging die Gemeinde nie ein. Anregungen des Marktes blieben unberücksichtigt, Sinzing blieb allein Vorhabenfreundlich wie die Erhöhung der Räder auf 220 Meter und größere Rodungsflächen auf Wunsch der Firma Ostwind beweisen. 

Auch die ablehnende Haltung des Marktes Nittendorf blieb unberücksichtigt.

Sinzing plant die Windräder möglichst weit weg von den eigenen Bürgern. Es gäbe bei ähnlich schlechten Erträgen Standorte, die näher bei den Sinzinger Bürgern liegen. Die Suche nach anderen Standorten lehnt Sinzing seit fünf Jahren kategorisch ab.

Wir verstehen die Sinzinger nicht, es ist unverschämt, unserem Markt einfach die Windräder vor die Nase setzen zu wollen. Wir wünschen uns mehr nachbarlichen Gemeinschaftssinn.

Die Sinzinger Bürger interessieren sich nicht dafür, weil sie nicht betroffen sind“. Eva Donhauser fehlt die Möglichkeit miteinander zu sprechen. „Es sollte mal Jemand kommen und von unserer Terrasse aus den zukünftigen Standort vor Ort begutachten. Wir wünschen uns, dass die Gemeinde auf unseren Vorschlag eingeht, nur zwei Windräder zu bauen“.

Bürgermeister Patrick Grossmann widerspricht. „Wir waren mit den beiden Sprechern Dr. Konrad Wolf und Rainer Donhauser immer im Gespräch. Auf gemeinsamer Grundlage wurde so auch der Standort des dritten Windrades bereits verlegt. Auch mit dem Markt Nittendorf gab es laufend Zusammenkünfte. Natürlich stellt sich der Markt hinter seine Bürger. Das hat aber nichts mit dem Verhältnis der beiden Gemeinden zueinander zu tun. Zusätzlich steht unser Rathaus generell auch für diese Gespräche offen. Leider sind aber die Standpunkte sehr verhärtet. Der Vorschlag statt drei nur zwei Anlagen zu bauen wurde vom Vorhabenträger aus Gründen der Wirtschaftlichkeit abgelehnt.“

AK Energie: Die Gemeinde Sinzing hat das Bauvorhaben dem üblichen Procedere, das im Verfahren vorgesehen ist, zu unterwerfen. Dabei wurden bisher alle positiven Anregungen diskutiert und teilweise eingebaut.

Bereits am 1.7. 20111 fand auf der Suche nach geeigneten Windkraftanlagenplätzen eine Info-Veranstaltung  im Gasthof Stang mit über hundert Teilnehmern, auch aus dem Markt Nittendorf statt. Eine Diskussion mit Nittendorf gab es damals nicht, da sogar zwei Bürger aus dem Markt ihre Grundstücke zum Bau von Windkraftanlagen zur Verfügung stellten.

„Der Widerstand der BI entwickelte sich erst, nachdem die Anlagen im Paintner Forst wegen der Umzingelung von Gemeindeteilen diskutiert wurden. Aufgrund des Bayerischen Windatlas wurden damals die optimalen Standorte auch unter Berücksichtigung der damaligen technischen Voraussetzungen diskutiert. Alternative Standorte in der Gemeinde Sinzing gibt es heute aufgrund der 10 H Regelung nicht. Die Anlage auf zwei Windräder zu reduzieren ist nach Aussage des Betreibers wirtschaftlich nicht machbar“.

In einer Sondersitzung wird der Gemeinderat die erneuten Einwendungen behandeln. Wenn keine neuen Argumente dazukommen wird der Rat die Satzung des Bebauungsplanes verabschieden. Danach können vom Vorhabenträger die Bauanträge gestellt werden, die wieder den normalen Abwicklungsprozess durchlaufen. Derzeit läuft das Verfahren über das Landratsamt zur Privilegierung parallel. Nach Verabschiedung des Bebauungsplanes könnte dieses Verfahren eingestellt werden, so die Meinung des Bürgermeisters.

Artikel und Bilder von Herrn Dieter Waeber